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Nach OP ein leichteres Leben
Bad Nauheim (HR). Nadine und Roland Pissulla strahlen nicht nur um die Wette, sie sind auch voll des Lobes. „Wir wollten uns auf keinen Fall operieren lassen“, beteuern beide mehrfach. Den Umschwung brachte ein Gespräch in der Adipositas-Sprechstunde am Hochwaldkrankenhaus. Drei Monate nach der Operation fühlen sich die beiden Wölfersheimer gut – und sehr dankbar für ihr neues „leichteres“ Leben.
Schlafapnoe, schlechte Blutwerte, Diabetes, Bluthochdruck, fehlende Kondition, Bewegungsmangel, weitere Gewichtszunahme – mit ihren 54 bzw. 44 Jahren litten Roland und Nadine Pissulla unter den klassischen Folgen krankhaften Übergewichts (Adipositas). „Beim Laufen ging gleich der Puls hoch, mein Kopf wurde rot, ich habe stark geschwitzt“, erzählt Ehemann Roland. Um mit ihrem Diabetes nicht insulinpflichtig zu werden, versuchte seine Frau es mit der öffentlich viel diskutierten „Abnehmspritze“ (eigentlich ein Diabetes-Medikament) und nahm dabei tatsächlich auch ab. Wegen massiver Nebenwirkungen (extremer Mundgeruch, Aufstoßen, starke Blähungen, Gemütsveränderungen) musste sie die Spritze jedoch absetzen – und nahm in der Folge auch sofort wieder zu.
In der Adipositas-Sprechstunde wollte sich das Ehepaar daraufhin über weitere medikamentöse Möglichkeiten beraten lassen. „Dr. Askevold hat uns aufgeklärt, er war super, und wir haben Vertrauen zu ihm gefasst“, beschreibt Roland Pissulla die entscheidende Wende in ihrer Krankheitsgeschichte. Zwei Wochen später hatten er und seine Frau sich für die Operation „am liebsten sofort“ entschieden – und mussten erst einmal vertröstet werden.
„Vor einer Operation müssen mehrere vorgegebene Schritte (siehe Zusatzinfo I) unternommen werden, nicht nur, damit die Krankenkassen den Eingriff bezahlen, sondern vor allem, damit der Eingriff auch dauerhaft erfolgreich ist“, erläutert Dr. med. Ingolf Askevold, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie des GZW in Bad Nauheim und Friedberg und gemeinsam mit Dr. med. Anna Bender verantwortlicher Arzt im Adipositaszentrum Wetterau am Hochwaldkrankenhaus.
Im März 2024 war es soweit. Nadine Pissulla erhielt einen Magenbypass, ihr Mann Roland wegen des deutlich höheren Übergewichts einen Schlauchmagen. Seither sind bei beiden -zig Kilos gepurzelt. Problem dabei: „Die Lebensstilumstellung wird nach mehreren Wochen deutlich. Die Gewichtsabnahme erfolgt manchmal nicht linear, sondern in Plateaus“, weiß Diplom-Psychologin Petra Groos. Will heißen: Nach vier Wochen stagniert die Gewichtsabnahme, Frust kann sich einstellen. „Ohne die Gespräche mit Frau Groos würde ich das nicht schaffen“, sagt Nadine Pissulla. Auch der Austausch in der Therapiegruppe helfe durch die Erkenntnis, dass alle Betroffenen ähnliche Erfahrungen machen.
Erstmals wieder selbst Erdbeeren gepflückt
Gut drei Monate nach den Eingriffen genießen Nadine und Roland Pissulla ihr neues Leben. Diabetes und Bluthochdruck haben sich deutlich verbessert, sie schlafen gut, sind beweglicher und fitter. „Ich war so stolz, nach Jahren habe ich zum ersten Mal die Erdbeeren nicht am Stand gekauft, sondern selbst gepflückt“, erzählt Nadine. Ebenso wie ihr Mann hat sie ihr Essverhalten radikal umgestellt. Den Geschmack von Schokolade empfindet sie inzwischen als „pappig“, geht statt zum Kühlschrank lieber mit dem Hund, teilt sich auf dem Dorffest eine Portion Pommes mit dem Sohn und nimmt selbstbewusst die Komplimente über ihr gutes Aussehen entgegen.
Wichtig bei dem langsamen Prozess des Bewusstseinswandels, der erst den dauerhaften Erfolg einer bariatrischen Operation gewährleistet und an dem beide Eheleute nach wie vor geduldig arbeiten, sind Stressmanagement, Impuls-und Emotionssteuerung. „Und die dauerhafte Unterstützung durch ein Ärzteteam, auf das wir uns immer verlassen können“, ergänzt Nadine Pissulla.
Zusatzinfo I
Vor einer OP sind mehrere Schritte nötig
Vor einer so genannten bariatrischen Operation sind ein psychologisches sowie ein endokrinologisches Gutachten einzuholen, ein Ernährungsplan ist zu erstellen, das eigene Verhalten auf Optimierungspotenzial zu überprüfen. „Unser großer Vorteil im GZW ist, dass wir dies alles hausintern stemmen können“, betont Dr. Askevold. Das psychologische Gutachten wurde durch die Diplom-Psychologin Petra Groos (MVZ am Hochwald Bad Nauheim) erstellt, das endokrinologische Gutachten durch den GZW-Internisten Alexander Block. Die Kooperation mit der externen Oecotrophologin Dr. Sabine Reichhold wird seit neuestem ergänzt durch die festangestellte Oecotrophologin Ida Spiers, und Petra Groos gewährleistet in Einzel- und Gruppengesprächen die verhaltenstherapeutische Begleitung nicht nur vor, sondern auch nach der Operation – letzteres übrigens ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Adipositaszentrums Wetterau.
Zusatzinfo II
Methoden der Magenverkleinerung
„Die Methode der Magenverkleinerung wägen wir sehr individuell ab“, sagt Dr. Bender. In manchen Fällen sei ein Schlauchmagen (Verkleinerung des Magens auf etwa 100 Milliliter Fassungsvermögen) die sicherste Methode, in anderen Fällen komme ein Magenbypass (Bildung einer kleinen Magentasche, die direkt an den Dünndarm angeschlossen wird) in Frage. Bis auf das nicht mehr übliche Magenband bietet das Adipositaszentrum Wetterau alle Verfahren an.