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Wichtig ist die Änderung des Lebensstils

Nahmen während der Telefonsprechstunde zahlreiche Anrufe entgegen (von links): Oberärztin Dr. med. Anna Bender, Chefarztsekretärin Bärbel Knöß, Chefarzt Dr. med. Ingolf Askevold und B.Sc. Ökotrophologie Ida Spiers.
Großes Interesse an Telefonsprechstunde des Adipositaszentrums
Bad Nauheim (HR). Starkes Übergewicht und Adipositas (krankhafte Fettsucht) verbreiten sich weltweit nahezu epidemieartig. Zum Welt-Adipositas-Tag am 4. März veröffentlichte Statistiken weisen ein Viertel der in Deutschland lebenden Erwachsenen als betroffen aus – mit teilweise gravierenden gesundheitlichen Folgen. Doch nicht nur mögliche Therapieansätze waren Themen bei der Telefonsprechstunde des 2023 neu etablierten Adipositaszentrums Wetterau am Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim. Eine große Rolle für die Fragesteller spielten auch die Ursachen der Erkrankung.
„Die Ursachen für ein Übergewicht sind vielfältig. Meist liegt ein Missverhältnis zwischen Nährstoffaufnahme und –verbrauch vor“, erläuterte Oberärztin Dr. med. Anna Bender. So könnten ein ungesunder Lebensstil, Schlafmangel und Stress zu einer Gewichtszunahme führen. Aber auch einige Medikamente (wie zum Beispiel einige Antidepressiva), Stoffwechsel- oder psychische Erkrankungen oder Essstörungen könnten ein Übergewicht begünstigen. Außerdem seien genetische Ursachen für Übergewicht bekannt, ebenso, dass eine familiäre Prädisposition einen negativen Einfluss auf das Gewicht haben könne.
Die gesundheitlichen Folgen des sehr starken Übergewichts wiegen schwer und können dramatisch sein. Es gibt eine Vielzahl an Begleiterkrankungen, die mit Adipositas verbunden sind. So können eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus Typ II), Bluthochdruck, Fettlebererkrankungen, Fettstoffwechselstörungen oder das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom durch Adipositas entstehen oder verschlimmert werden. Aber auch einige Tumorerkrankungen oder Arthrose treten bei übergewichtigen Menschen deutlich häufiger auf.
Doch was kann man dagegen tun? „Beeinflussen lässt sich der Grundumsatz des Körpers durch verschiedene Hormone, beispielsweise durch Stress- und Schilddrüsenhormone“, erklärte Ökotrophologin Ida Spiers. Aber auch durch eine vermehrte sportliche Betätigung oder Bewegung könne die Muskelmasse im Körper und damit der Grundumsatz im Kalorienverbrauch gesteigert werden.
Dementsprechend besteht die konservative Therapie bei Adipositas aus einer Optimierung der Ernährung und einer Erhöhung der Bewegung durch vermehrte Alltagstätigkeiten, aber auch Sport für mindestens zwei Stunden in der Woche. „Es sollte keine Diät im klassischen Sinne erfolgen, vielmehr muss eine Lebensstiländerung erfolgen. Die Ernährung wird im Rahmen einer professionellen Ernährungstherapie optimiert“, betonte Spiers.
Essentiell – auch für die Anträge an die Krankenkasse – ist deshalb die psychologische Begleitung derjenigen, die sich auf den mühsamen Weg der dauerhaften Gewichtsreduktion machen. „Zunächst wird in einem Gespräch mit einem Psychologen oder einer Psychologin ein psychologisches Gutachten erstellt. Das ist wichtig, um unter anderem das Vorliegen von Essstörungen, Substanz-Abhängigkeiten oder Selbstmordgedanken ausschließen zu können“, hob Dr. Bender hervor. Viele Adipositas-Patienten profitierten zusätzlich von einer Verhaltenstherapie, um dort einen positiven Umgang mit dem Essen und dem Essverhalten zu erlernen. Auch Selbsthilfegruppen seien gerne bereit, weiterzuhelfen.
Groß war das Interesse der Fragesteller auch an den Möglichkeiten der operativen Therapie. „Es gibt verschiedene operative Verfahren, die individuell mit jedem Patienten und jeder Patientin besprochen werden“, antwortete Chefarzt Dr. med. Ingolf Askevold. Am häufigsten durchgeführt würden die Schlauchmagenoperation und der Magenbypass, aber auch weitere Verfahren seien möglich. Generell sei zu bedenken, dass nicht jede Operationsvariante auch tatsächlich für jeden Patienten oder jede Patientin geeignet, sondern abhängig von den persönlichen Gegebenheiten und Voraussetzungen sei. In jedem Fall müsse man damit rechnen, nach einer Operation für etwa zwei Wochen auszufallen.