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Zehn Jahre Hebammen-Kreißsaal

Der Bad Nauheimer Neubürger Benedikt Appel (hier mit seinen Eltern Benedikt und Dorothea Appel) kam am 22. April 2025 um 11.54 Uhr im Hebammen-Kreißsaal zur Welt, er wog stolze 3345 Gramm. Hebamme Lena Ware (links) begleitete Geburt und Entbindung. Rechts neben ihr steht Hebamme Ines Schnabel, die sich im Team für die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Konzepts „Hebammen-Kreißsaal“ einsetzt.
Bad Nauheim (HR). Hebammen weltweit werden am 5. Mai 2025 mit dem internationalen Hebammentag geehrt. Dieser Aktionstag wurde 1990 durch den Internationalen Hebammenkongress ausgerufen und findet seit 1991 jährlich statt, um auf die oft unzureichende Versorgung mit Hebammenhilfe aufmerksam zu machen. Die Geburtsklinik des Gesundheitszentrums Wetterau am Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim möchte zu diesem Tag das nunmehr zehnjährige Bestehen ihres Hebammen-Kreißsaals in den Mittelpunkt rücken.
Seit jeher betreuen Hebammen das Geburtsgeschehen während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Ursprünglich eine reine Frauen-Domäne, gibt es inzwischen auch – allerdings wenige – männliche Hebammen, Entbindungspfleger genannt.
An gesunde Frauen mit einem unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf wendet sich das Angebot des hebammengeleiteten Kreißsaals, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen begehen wird. Eingerichtet wurde er im Oktober 2015, um Frauen die Entscheidungsmöglichkeit zu bieten, ob sie die Betreuung nur durch Hebammen wünschen oder gemeinsam durch Hebammen und Ärzte, die erste hebammengeleitete Geburt fand bereits Anfang 2016 statt. Der Hebammen-Kreißsaal ergänzt somit das in einem Krankenhaus übliche ärztlich geleitete Versorgungskonzept.
„Hebammen dürfen gesunde Frauen in Schwangerschaft und Geburt eigenständig begleiten. Dem haben wir mit der Einrichtung des hebammengeleiteten Kreißsaals Rechnung getragen“, erläutert die Leiterin der Geburtshilfe im GZW, Dr.med. Anika Rifi. Nur bei Besonderheiten sei die ärztliche Begleitung erforderlich. „Beide Konzepte bestehen nebeneinander, ohne in Konkurrenz zueinander zu stehen. Vielmehr stellt der Hebammen-Kreißsaal eine Erweiterung des geburtshilflichen Angebots dar. Hebammen und Ärzte arbeiten eng zusammen, so dass im Falle einer Komplikation während oder nach der Geburt eine Weiterleitung der Schwangeren oder des Kindes jederzeit, ohne zeitliche Verzögerung und ohne Wechsel von Ort oder Bezugsperson, möglich ist“, hob Dr. Rifi als besonderen Vorteil des zweigleisigen Angebots hervor.
Bei beiden Konzepten stehe im Hochwaldkrankenhaus im Übrigen ganz klar die physiologische Geburt und ihre Unterstützung im Vordergrund. Medizinische Maßnahmen würden immer erst bei entsprechender Indikation ergriffen, so Rifi weiter. Unter dem Strich habe der Hebammen-Kreißsaal zu flacheren Hierarchien geführt. Das zusammenspielzwischen den Konzepten funktioniere gut und vor allem ohne Misstrauen, der Hebammen-Kreißsaal werde auf allen Seiten gut akzeptiert. Durch die Wahrung der individuellen Kompetenzen könne tatsächlich im Dialog mit den werdenden Müttern eine jeweils partizipative Entscheidungsfindung praktiziert werden, erklärte Dr. Rifi.
Ein wichtiger Aspekt dabei sei die Kooperation mit der Fachhochschule Fulda. Die vertraglich geregelte Zusammenarbeit basiert auf dem 2019 etablierten Angebot des Dualen Studiums Hebammenkunde, mit dem unter anderem dem bundesweit beklagten Hebammenmangel entgegengewirkt wird. „Diese Kooperation mit der FH hat auch unseren eigenen Blick auf unsere Konzepte sowie für die Bedeutung der wissenschaftlichen Qualität unserer Arbeit geschärft“, betonte Dr. Rifi. Sie dankte der Leitenden Hebamme Margit Gründer, ihrer Stellvertreterin Sabine Schäfer sowie den Hebammen Ines Schnabel, Saskia Freund und Felicia Laupheimer, die sich im Team für die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Konzepts einsetzen.
Schon seit 15 Jahren ist das Hochwaldkrankenhaus darüber hinaus durch die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, als „babyfreundlich“ zertifiziert. Im Eintreten für das Verständnis von Geburt und Mutterschaft als natürlichen Erlebnissen punktet die Geburtshilfe mit einer weit unter dem Bundesdurchschnitt liegenden Kaiserschnittrate von 25 Prozent sowie einer hohen Stillquote. Zum Selbstverständnis der Geburtsklinik gehört, dass sie sich dem Wohlergehen der in ihren Räumen geborenen Kinder und ihrer Familien über die Geburt hinaus verpflichtet fühlt. Zahlreiche Kurse werden im Hebammenzentrum angeboten, die nicht nur auf die Geburt eines Kindes vorbereiten, sondern die jungen Eltern auch in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt begleiten.