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Ein „akademischer Handwerker“ geht

Zum Monatsende verabschiedet sich der langjährige Chefarzt Dr. med. Michael Pröbstel in den Ruhestand

Dr. med. Michael Pröbstel

Bad Nauheim (HR). Er ist Chirurg mit Leib und Seele und bezeichnet sich selbst als „akademischen Handwerker“: Dr. med. Michael Pröbstel, seit 1. Juli 2001 Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie des GZW. Zum Ende des Monats Mai wird er sich 66-jährig in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden, der bei ihm aber vermutlich eher ein Unruhestand sein wird. Und er tut es auf charakteristische Weise: mit einer letzten Rufbereitschaft am Mittwoch, dem 29. Mai, die er übernimmt, weil ein Kollege in Urlaub ist. „Ich operiere quasi in den Ruhestand hinein“, scherzt er beim Interview. Nur den offiziell allerletzten Tag, den 31. Mai, wird er sich schenken – und dem GZW so nebenbei einige Urlaubstage.

Pflichterfüllung und Loyalität sind typisch für den gebürtigen Frankfurter, der Ernährungswissenschaften studierte, bevor er in Gießen sein Studium der Humanmedizin aufnahm, das er 1986 mit dem Erhalt der Approbration beendete. In den Jahren bis zur Promotion 1993 erwarb sich Dr. Pröbstel in großen renommierten Kliniken umfangreiche Kenntnisse in der Chirurgie und der Unfallchirurgie, der schon bald seine ganze Leidenschaft gehörte.

Anlässlich des bevorstehenden Ruhestandes des chirurgischen Chefarztes am Hochwaldkrankenhaus Bad Nauheim, Dr. med. Christian Müller, entschied sich die Stadt Bad Nauheim als Krankenhausträgerin im Jahr 2000 zur Aufteilung der Chirurgie in einen allgemein-viszeralchirurgischen und einen unfallchirurgisch-orthopädischen Zweig. Michael Pröbstel seinerseits stand zu diesem Zeitpunkt mit Anfang Vierzig, als Familienvater und inzwischen wohnhaft in Bad Vilbel, vor der Planung seines nächsten Karriereschrittes.

„Ich habe durch eine Patientin, die selbst im Hochwaldkrankenhaus arbeitete, von der Ausschreibung der Stelle erfahren“, erzählt der damalige Oberarzt der BG Unfallklinik Frankfurt. Aus verschiedenen bundesweiten Angeboten wählte er Bad Nauheim für eine Bewerbung, „und es hat auf Anhieb geklappt“. Ausschlaggebend sei damals die Nähe zu seinem Wohnort gewesen, und dass seine Kinder nicht die Schule wechseln müssten.

„Medizinisch war es ein Abstieg. Im BG habe ich 400 Hüften jährlich operiert, und hier kam ich in ein sehr beschauliches kleines städtisches Krankenhaus“, erinnert sich Pröbstel. Der Aufbau der Unfallchirurgie erwies sich als zäher Prozess, „aber es hat sich alles sehr gut entwickelt“. Mit viel Fleiß und noch mehr Können machte Pröbstel der jungen Unfallchirurgie am Hochwaldkrankenhaus binnen weniger Jahre einen Namen, baute das Endoprothesenzentum auf, erwarb sich und seiner Klinik auch überregionales Renommee.

Dies spiegelte sich unter anderem 2007 in der Anerkennung der unfallchirurgischen Klinik als internationales Referenzzentrum für Implantate eines großen deutschen Endoprothesenherstellers. Etwa 30 internationale Besuchergruppen aus Europa, aber auch aus dem asiatisch-afrikanischen Raum ließen sich seither von ihm die Endoprothesen samt OP-Technik vorführen, es folgten Einladungen zu internationalen Fachkonferenzen und Vorträgen wie beispielsweise nach China 2016.  

Parallel dazu gestaltete Pröbstel als Chefarzt den Zusammenschluss des städtischen Hochwaldkrankenhauses und der Kliniken des Wetteraukreises in Friedberg und Schotten zur Gesundheitszentrum Wetterau gGmbH zum 1. Januar 2005 aktiv mit, leitete später als Unfallchirurg auch die entsprechende Abteilung im Bürgerhospital Friedberg. Eine Herausforderung in diesem Prozess: die vorherige „direkte Konkurrenz“ zwischen den beiden Nachbarkrankenhäusern in ein gedeihliches Miteinander zu transformieren. Für die Landesärztekammer übernimmt Pröbstel seit Jahren die Anerkennungsprüfung für nicht aus der EU stammende Mediziner.

Bis zuletzt macht das Operieren dem „akademischen Handwerker“ viel Spaß. „Ich gehe jeden Morgen gerne hierher“, versichert er. Nach 23 Jahren ist auch Pröbstels Gesamt-Fazit durchweg positiv. „Aus dem verschlafenen städtischen Krankenhaus ist eine moderne konkurrenzfähige Klinik geworden, die sich nicht verstecken muss“, betont er. Mit seinen herzerfrischenden Sprüchen und seiner zupackenden Art wird er vielen Kolleginnen und Kollegen fehlen.