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Bindeglied zwischen Arzt und Pflege

In Deutschland sind „Physician Assistants“ (PAs) noch eher selten

Salma Naser (Friedberg) und Sven Bergheuer (Hanau) unterstützen als „Arztassistenten“ die Teams in ihren Abteilungen.

Bad Nauheim/Friedberg (HR). In Deutschland ist das Berufsbild eher neu: der Physician Assistant (PA), der als Bindeglied zwischen Arzt und Pflege fungiert. Der hochschulisch qualifizierte Gesundheitsberuf ist seit Jahrzehnten unter anderem in den USA etabliert. Hierzulande konnte man das Studium erstmals 2005 aufnehmen – eine Reaktion auf den demografischen Wandel, veränderte Krankheitsstrukturen und Ärztemangel. Salma Naser (Friedberg) und Sven Bergheuer (Hanau), beide 24, sind als Arzt- oder Medizinassistenten (so die deutsche Bezeichnung) tätig, Salma in der Inneren Abteilung am Hochwaldkrankenhaus, Sven auf der Stroke Unit des Bürgerhospitals. Sie berichten von ihren Erfahrungen.

Wie seit ihr zum Studium Physician Assistance und dann ans GZW gekommen?
Salma: Ich wollte Medizin studieren, habe aber Alternativen gesucht und diesen Studiengang gefunden. Nach einem Schnuppertag an der Carl Remigius Medical School in Frankfurt habe ich mich direkt beworben. Man kann Vollzeit studieren (8 Semester) oder berufsbegleitend (6 Semester), wenn man vorher schon eine berufsähnliche Ausbildung gemacht hat. Neben Präsenzunterricht und Homeschooling stehen ab dem dritten Semester Praxiseinsätze von sechs bis zwölf Wochen auf dem Studienplan. Insgesamt absolviert man fünf Praktika, die kann man allerdings splitten. Ich hatte sieben Praxiseinsätze, vier davon im Hochwaldkrankenhaus.
Sven: Ich wurde durch meine Schwester inspiriert, die ebenfalls PA ist. Schon während meines Abiturs mit Schwerpunkt Gesundheit war mir klar, dass ich in die medizinische Richtung gehen wollte. Während meines Vollzeitstudiums absolvierte ich sechs Praktika. Mein erstes Praktikum hatte ich in der Notaufnahme in Bad Nauheim, im sechsten und siebten Semester Praktika auf der Stroke Unit in Friedberg.
Was macht ihr aktuell?
Salma: Ich arbeite in der Inneren Medizin mit dem Fokus auf Onkologie und Hämatologie, bin hauptsächlich für die onkologischen Patienten verantwortlich. Ich kümmere mich um die Chemo-Organisation sowie die Entlassung der Patienten. Parallel begleite ich viele andere Tätigkeitsbereiche, wie die Endoskopie oder die elektive Patientenaufnahme.
Sven: Da mir meine Praktika auf der Stroke Unit am besten gefallen haben, bin ich dortgeblieben. Ich kümmere mich um den stationären Ablauf, schaue, dass Anmeldungen und andere administrative Aufgaben erledigt werden. Zu meinen Aufgaben gehören auch Blutabnahmen, Zugänge legen, Ultraschalluntersuchungen, Vorbereitung von Lumbalpunktionen. Je nach Möglichkeit führe ich diese selbst durch. Hinzu kommen das Vorbereiten der Arztbriefe und das Entlassmanagement.
Was ist das Besondere an dem Beruf?
Salma: Die Aufgaben eines PA sind sehr vielfältig, man hat viel Freiraum. Gleichzeitig ist man eingeschränkt, weil man eben kein Arzt ist. Zu Beginn ist es egal, ob man PA oder Assistenzarzt ist, alle müssen gleichermaßen eingearbeitet werden. Wenn man sich gut anstellt, kann man viele Aufgaben übernehmen. Vorteilhaft ist, dass hier Fragen beantwortet werden. So traut man sich insgesamt mehr, sammelt Erfahrungen und wächst über sich hinaus.
Sven: Man ist das Bindeglied zwischen Arzt und Pflege und oft für die Patienten der erste Ansprechpartner. Mit seinem medizinischen Wissen kann man beispielsweise Behandlungsabläufe erläutern.
Was gefällt dir in deinem Bereich am meisten?
Salma: Das Team der Inneren Medizin ist super! Viele kannte ich schon von meinen Praktika in der Notaufnahme. Ich wurde auf jeder Station gut aufgenommen, die Oberärzte haben mich von Beginn integriert und mir viel gezeigt. Das Vertrauen im Team muss halt stimmen, und das tut es auch. Die Tätigkeit hier ist das Beste, was mir aktuell passieren konnte.
Sven: Ich habe mich für die Stroke Unit entschieden, da ich hier viele Aufgaben übernehmen darf. Wir sind ein kleines Team und gehen respektvoll miteinander um. Die Ärzte sind dankbar, einen PA an ihrer Seite zu haben. Das Studium empfehle ich denen, die mit Patienten arbeiten, aber nicht in der Pflege tätig sein wollen oder denen die Verantwortung eines Arztes zu hoch ist.

Prof. Voswinckel: Wertvolle Bereicherung

Prof. Dr. med Robert Voswinckel, Chefarzt der Inneren Medizin am GZW-West, bewertet den Einsatz von PAs am GZW als „sehr wertvolle Bereicherung für den Krankenhausbetrieb“. PAs seien vielseitig medizinisch ausgebildet, weshalb ihnen nach entsprechender Einarbeitungszeit diverse ärztliche Aufgaben übertragen werden könnten. Der Medizinbetrieb im Krankenhaus sei organisatorisch sehr anspruchsvoll, Ärzte verbrächten viel Zeit mit Organisation und Dokumentation. „PAs können in organisatorische, diagnostische und therapeutische Prozeduren eingearbeitet werden und diese mit hohem Qualitätsstandard durchführen. Salma Naser hat als zentrale Aufgabe die Organisation und Überwachung der Chemotherapien/Systemtherapien der onkologischen Patienten, von der Patienteneinbestellung über Zimmerallokation und Chemotherapiebestellung bis zur  Sicherstellung einer optimalen Kommunikation zwischen der onkologischen Tagesklinik, den onkologischen Fachärzten und den stationären onkologischen Versorgern im Haus“, betont Prof. Voswinckel.