Zum Hauptinhalt springen

Presse

Kontakt

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hedwig Rohde
Gesundheitszentrum Wetterau gGmbH
Chaumontplatz 1
61231 Bad Nauheim
Telefon: 0171 9161724
E-Mail senden

Gezeigt, dass offene Psychiatrie funktioniert

Chefarzt Dr. med. Michael Putzke feierlich aus dieser Position verabschiedet

Feierliche Verabschiedung: (von links) Landrat Jan Weckler, Prof. Dr. Dr. Friedrich Grimminger, Dr. med. Ulrich Morlock, Dr. med. Michal Putzke, Dr. Dirk M. Fellermann.

Friedberg (HR). Er hat das Konzept der offenen Türen in der stationären Psychiatrie für die Friedberger Klinik mitentwickelt und die Umsetzung dann mehr als 20 Jahre lang intensiv mitgestaltet: Dr. med. Michael Putzke, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit den Zusatzqualifikationen Psychoanalyse und Gruppenanalyse. Zum 1. Januar 2025 hat der 64-Jährige die Position des Chefarztes der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Bürgerhospital Friedberg abgegeben, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Aufrichtige Anerkennung seiner Arbeit und herzlicher Dank prägten die Feierstunde anlässlich seiner offiziellen Verabschiedung, zu der sich 70 Gäste in der Kulturhalle der Klinik eingefunden hatten.

Landrat Jan Weckler leitete seine Laudatio auf den scheidenden Chefarzt mit einem Rückblick auf die Geschichte der Psychiatrie in Deutschland ein. Lange stigmatisiert, trete die Häufigkeit von Depressionen, Angst- oder Verhaltensstörungen und deren Bedeutung für die Gesamtgesellschaft erst langsam einer breiten Öffentlichkeit vor Augen. Viel Aufklärung sei nötig gewesen, um in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen einzuleiten. Viel dazu beigetragen haben dürften die Empfehlungen der Psychiatrie-Enquetekommission von 1993 mit der Forderung, flächendeckend eine gemeindenahe Psychiatrie und realisieren.

Der Wetteraukreis als damaliger Träger der Krankenhäuser in Friedberg und Schotten reagierte, im März 2003 nahm die Klinik für Psychiatrie in einem gemeinsam mit dem Landeswohlfahrtsverband errichteten Gebäude die ersten Patienten auf. Mit zwei später eingerichteten Psychiatrischen Tageskliniken in Bad Vilbel und Bad Salzhausen hat sie heute den Versorgungsauftrag für zwei Drittel des Wetterauskreises inne.

„Zugewandtheit, Individualisierung, tatsächliche Patientenbezogenheit – das sind Werte, für die Sie stehen und die ‚Ihre‘, unsere Klinik zu einer ganz besonderen Einrichtung machen“, hob Landrat Weckler hervor. Trotz der offenen Türen gebe es in der Klinik weniger Übergriffe, viel weniger Fixierungen und Zwangsmedikation, weniger Suizide: „Das funktioniert nur, weil das Konzept der offenen Türen vom gesamten Team gemeinsam getragen und gelebt wird, und dass dies so ist, dafür trugen Sie die finale Verantwortung, das ist Ihr Verdienst, und dafür danke ich Ihnen von Herzen!“

GZW-Geschäftsführer Dr. Dirk M. Fellermann würdigte insbesondere die Verdienste des langjährigen Chefarztes um die Aufnahme der Psychiatrischen Klinik in das bundesweit größte psychiatrische Modell-Vorhaben: Seit 2016 werden Patienten der Klinik in einer engen Verzahnung der zuvor getrennten Therapiebereiche je nach aktuellem Bedarf stationär, teilstationär oder ambulant behandelt. Damit seien vorherige Fehlanreize durch unterschiedliche Vergütungsstrukturen für ambulant und stationäre Behandlung beseitigt worden, zum Wohle der Patienten, die durch den unbürokratischen fließenden Übergang zwischen den Behandlungsformen weniger belastet würden. Als weiteren Meilenstein in der erfolgreichen strategischen Weiterentwicklung nannte Dr. Fellermann die Aufnahme des Fachgebietes Akut-Psychosomatik in den Krankenhaus-Plan des Landes Hessen; das medizinische Konzept dazu trage ebenfalls die Unterschrift von Dr. Putzke.  

Dr. Ulrich Morlock, der zum 1. Januar 2025 die Tätigkeit als Chefarzt übernahm, betonte die Offenheit der Klinik nach außen. Sie sei Teil eines psychosozialen Versorgungssystems und jederzeit problemlos für ihre Patientinnen und Patienten erreichbar. Sie sei eine Klinik, „die schnell reagiert und sowohl kurze Krisen begleitet als auch ausgedehnte Behandlungen zur Verfügung stellt, die mit dem ambulanten Hilfesystem zusammenarbeitet und dadurch das Leben in der Gemeinde trotz unter Umständen schwerer psychischer Erkrankungen ermöglicht“.

Zur Person:

Dr. Michael Putzke, 1960 in St. Gallen geboren, absolvierte nach dem Abitur in Hannover seinen Zivildienst in der Akutaufnahmestation der psychiatrischen Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und studierte Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Als stellvertretender leitender Abteilungsarzt der Abteilung für Psychotherapie des Psychiatrischen Krankenhauses Gießen war er Teil der Arbeitsgruppe, die das Konzept der geplanten Friedberger Klinik entwickelte. Zur Eröffnung 2003 war er deren Leitender Oberarzt, 2008 übernahm er die Chefarztposition.
Zum Abschied würdigte Dr. Putzke „die Art und Weise, wie hier in der Klinik miteinander und mit den Patienten umgegangen wird“, als „schon etwas Besonderes“. Innerhalb der mehr als 20 vergangenen Jahre habe man zeigen können, dass offene Psychiatrie funktioniert.