Presse
„Man bekommt selbst soviel zurück“
(HR) Die Pflegekräfte mit ihren Bedürfnissen, ihren Problemen und Anregungen in den Mittelpunkt zu stellen, benannte Tobias Utter, ehrenamtlicher Präses des Dekanats Wetterau der evangelischen Kirche, als Intention eines Besuches, den er anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai gemeinsam mit Landrat Jan Weckler und Bad Nauheims Bürgermeister Klaus Kreß der Theodora-Konitzky-Pflegeakademie abstattete. In einer Diskussionsrunde mit 70 Pflegeschüler:innen und einigen examinierten Pflegekräften aus dem benachbarten Hochwaldkrankenhaus kamen schwierige äußere Rahmenbedingungen wie Verkehrsanbindung und Wohnungssituation zur Sprache, ebenso die hohe psychische Belastung, aber auch die große Begeisterung für den Pflegeberuf, „der einem selbst soviel zurückgibt“.
In Raum Wetterau des Facharzt- und Servicezentrums, der bis zum Umzug der kontinuierlich wachsenden Pflegeakademie ins Badehaus 5 des Sprudelhofs Bad Nauheim als Unterrichtsraum genutzt wird, stellten sich Weckler, Kreß und Utter den Schüler:innen zunächst persönlich vor. Welche Themen den Auszubildenden unter den Nägeln brennen, wurde sehr schnell deutlich, als Akademieleiter Mike Racke die Fragerunde eröffnete.
Aus Sicht der Auszubildenden zu hohe Ticketkosten für Bus und Bahn wurden ebenso angesprochen wie die schlechte Erreichbarkeit der Schule und Ausbildungsstätten mittels öffentlicher Verkehrsmittel und der Mangel an Parkplätzen. Ob dies am neuen Standort besser werde, erkundigte sich ein Teilnehmer dezidiert. Landrat Weckler und Bürgermeister Kreß bekundeten viel Verständnis für die Klagen, mussten aber zugleich zugeben, dass schnelle Abhilfe kaum machbar sei. Kreß verwies auf die nach wie vor ungebrochene allgemeingesellschaftliche Entwicklung hin zum eigenen Auto. Seine Feststellung: „In den vergangenen zehn Jahren ist die Bevölkerung Bad Nauheims um 1.500 Menschen gewachsen, die Zahl der hier zugelassenen Kraftfahrzeuge um 6.000“, löste im Auditorium ein erstauntes Raunen aus. GZW-Geschäftsführer Dr. Dirk M. Fellermann berichtete von gemeinsamen Bemühungen des GZW und der Stadt, die Parkplatzsituation am neuen Standort der Pflegeakademie zu verbessern.
Als schwierig erweist es sich nicht nur für die Auszubildenden, bezahlbaren Wohnraum in relativer Nähe zum Krankenhaus zu finden. Auch in diesem Punkt werde der Druck in den kommenden Jahren weiter steigen, prognostizierte Landrat Weckler. Der Wetteraukreis sei der am stärksten wachsende Landkreis in Hessen, und dieser Trend werde sich fortsetzen. „Es ist toll, dass unser Kreis so attraktiv ist, aber diese Attraktivität bringt natürlich hinsichtlich Infrastruktur und Logistik erhebliche Herausforderungen mit sich. Schnelle Lösungen wird es da kaum geben“, so Jan Weckler.
„Wie geht es Ihnen in Ihrem Beruf, wie gehen Sie mit der Belastung um?“, wollte Krankenhauspfarrerin Annette Bill von den examinierten und angehenden Pflegekräften wissen. Das Spektrum der Antworten war breitgefächert, es reichte von „Die Belastung ist groß und wird immer größer“ oder „Der psychische Druck steigt“ bis hin zu dem Bekenntnis: „Ich liebe meinen Beruf, denn wenn wir Menschen helfen, ist es zwar oft anstrengend, aber wir bekommen auch soviel zurück.“ Die Aufforderung einer Pflegeschülerin, in der Öffentlichkeit verstärkt für die positiven Seiten des Pflegeberufs zu werben, um ihn attraktiver zu machen, nahmen die Podiumsteilnehmer mit auf ihren Heimweg.